Norbert Prangenberg
Keramik und Kunst galten lange als Antipoden. Das Material des Kunsthandwerks könne nicht das Material der Kunst sein, hieß es, auch deshalb, weil Keramik immer mit Funktion als Gebrauchsmaterial verknüpft war.
Künstler, die sich dem Material zuwandten hatten gleich zwei Kämpfe zu fechten, den mit künstlerischen Inhalten, einen anderen gegen das erwähnte vorgefasste apodiktische Urteil, was kunstwürdiges Material sei.
Norbert Prangenberg kam Anfang der 1980er-Jahre während seines Stipendienaufenthalts im Haus Lange in Krefeld mit Tonbränden in Berührung. Schon eine ganze Weile hatte er mit anderen Materialen dreidimensional experimentiert, im Ton jedoch fand er Komponenten, die sich zwischen Manipulierbarkeit und Unsteuerbarkeit bewegen. Wie viel kann und darf ein Künstler dem Zufall und physikalisch komplexen Gesetzen überlassen? Prangenbergs Antwort darauf ist in über 30 Jahren Tätigkeit mit Keramik überzeugend, denn er kann die Grundform und deren naturfarbiges Aussehen zwar relativ genau bestimmen, jedoch nicht den Brand und die Glasuren. Kleine Temperaturunterschiede, Glasurmischungen können ungeahnte Wirkungen haben: es entstehen Risse und Spannungsverformungen. Oberflächen reißen zu Krakelee-Mustern und Farben verändern sich. Diese Kombination bestimmt die künstlerische Qualität mit. Norbert Prangenberg arbeitete mit drei verschiedenen Gestaltungsformen: der Wandarbeit, der am Boden geschichteten Plastik und dem frei im Raum liegenden oder stehenden Objekt. In der Sammlung der Herbert Gerisch-Stiftung sind alle Gestaltungsformen zu finden.