Künstler im Skulpturenpark

Magdalena Abakanowicz

*1930 in Raszyn-Falenty/Polen, † 2017 in Warschau/Polen

Mit der Installation Schreitende mahnt Magdalena Abakanowicz politische Wachsamkeit an. 1968 erlebte die polnische Künstlerin den Prager Frühling und den Einmarsch der russischen Armee. Der Anblick einer großen Anzahl schlafender Russischer Soldaten im Prager Bahnhof wurde für die damals 38-jährige zu einem prägenden Erlebnis: In erdfarbene und zerschlissene Uniformen gekleidet, glichen die bewegungslosen Leiber der Soldaten sackartigen Körperhüllen ohne Gesicht. Diese gesichtslose Masse, politisch manipuliert und ohne Verstand, kopflos und hohl als Teil einer willenlosen Natur ist für sie zum Thema künstlerischer Auseinandersetzung geworden.

 

„Ich war besessen vom Bild der Menge, manipuliert und handelnd wie ein gehirnloses Wesen“, beschreibt Abakanowicz das Erlebnis, das für sie ein bleibendes Symbol der Angst ist.

 

In den 1970er Jahren beginnt die spätere Kunstprofessorin und international renommierte Künstlerin, diese Erfahrungsbilder künstlerisch zu verarbeiten. Sie formt den menschlichen Körper in grobem Sackleinen ab und lässt die Gipsformen in Bronze oder Eisen gießen. Tausende solcher Figuren sind auf diese Weise entstanden. Zu Gruppen von 30, 50 oder 80 Skulpturen stehen sie in Museen und Sammlungen in der ganzen Welt. Kämen die Schreitenden alle zusammen, würden sie einen riesigen Platz füllen.

 

2021 kam zur bestehenden Außenarbeit die Bronze Osiel hinzu, die zurzeit, einem Wächter gleich, vor dem Haupteingang der Villla Wachholtz steht. Im Sammlungsbestand befinden sich weitere Werke, u.a. die Hand, die aus Bronze besteht und mit ihrer strukturierten Oberfläche an die textilen Arbeiten der Künstlerin erinnert.

  • Schreitenden
    Magdalena Abakanowicz, Schreitende, 2004, Stahl, 10 Figuren (2m), Foto: Marianne Obst
  • MA_Schreitende
    Magdalena Abakanowicz, Schreitende, 2004, Stahl, 10 Figuren (2m), Foto: Marianne Obst
  • Schreitenden im Schnee
    Magdalena Abakanowicz, Schreitende, 2004, Stahl, 10 Figuren (2m), Foto: Marianne Obst
  • Schreitende
    Magdalena Abakanowicz, Schreitende (Detail), 2004, Stahl, 10 Figuren (2m), Foto: Marianne Obst
  • MA_Osiel
    Magdalena Abakanowicz, Osiel, 2005-06, Bronze, 226 × 58 × 90 cm, Foto: HGS (Yanine Esquivel)
  • MA_Osiel
    Magdalena Abakanowicz, Osiel, 2005-06, Bronze, 226 × 58 × 90 cm, Foto: HGS (Yanine Esquivel)
  • MA_Hand
    Magdalena Abakanowicz, Hand, um 1990, Bronze, 8 × 16 × 9 cm, Foto: Alexander Voss
  • MA_OT
    Magdalena Abakanowicz, o.T., 2004, Tusche auf Papier, eines von drei Blättern, Blattgröße je 29,5 × 21 cm