Thorsten Brinkmann
[...]Thorsten Brinkmann nimmt in seiner Arbeit Kontakt zu bedeutungsschwer kontaminierten Materialien auf. Zum einen sind da fotografische und filmische Serienuntersuchungen, zum anderen Materialcollagen und Fotoinszenierungen. Die Bilder switchen scheinbar mühelos zwischen 2D und 3D hin und her – eine kleine Leiste, die aus dem Bild hinausweist, kann genügen, um eine Dimension zu sprengen. Ganze Rauminstallationen, ja, sogar ganze Hausinstallationen zählen zu Brinkmanns OEuvre. Wunderkammern des Wohlstandmülls. Die eleganten Erscheinungen dieser Arrangements geben unseren ins Vergessen gesunkenen Lebenswirklichkeiten Erinnerungskultur und Würde zurück, es ist auch eine Feier des „Dings an sich“.
Erstmalig hat Thorsten Brinkmann in der Herbert Gerisch-Stiftung eine Bronze präsentiert. Das Reiterstandbild à la Brinkmann ist eine Arbeit mit besonders symbolischem Charakter, es ist eine Art Alter Ego, das Signet des Künstlers. Die Mini-Maße der Skulptur (50 × 42 × 20 cm) persiflieren die Idee des hehren Reiterstandbildes, was durch einen wuchtigen Backsteinsockel auffallend untermauert wird. Das „Sabotieren von Ikonen“, von dem Brinkmann in einem Interview spricht, manifestiert sich hier deutlich.
Star aller Präsentationen bleibt das vermeintlich wertlose Abfallmaterial unserer Überflussgesellschaft, das Thorsten Brinkmann nutzt, um es anspielungsreich und geschickt als artifizielle Kostbarkeit zu inszenieren.
Arne Rautenberg (Auszug aus: OutsideInside - 20 Jahre Herbert Gerisch-Stiftung)